Geschichte 1

Grundstein Turm Lutherkirche
Bild: Ulrich Klages


Urkundliche Daten über die Gründung einer ersten Kirche in Holzminden sind nicht vorhanden. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass in der Nähe der Eversteiner Burg, die auf dem Gelände des heutigen Weserhotel Schwager gestanden hat, bereits im 11. Jahrhundert an der Stelle, auf der die heutige Lutherkirche steht, eine Kirche gewesen sein muss. In einer Urkunde aus Höxter aus dem Jahre 1231 wird eine Kirche in Holtesmeni (Holzminden) erwähnt, die zum paderbornschen Diakonat Höxter gehörte. Corveyer Annalen von 1245 berichten, dass in Holzminden ein Archidiakon amtiert hat.
Ein Stein an der Südwestecke des Turmes trägt die Jahreszahl "MDVI MARIA". Diesem Hinweis aus dem Jahre 1506 entnehmen wir, dass die Kirche ursprünglich der Maria gewidmet war. Vermutlich durch die Reformation ist dieser Name in Vergessenheit geraten. Da es damals in Holzminden nur eine Kirche gab, wurde sie schlicht Stadtkirche genannt. Als 1922 das Dorf Altendorf in Holzminden eingemeindet wurde, hatte die Stadt zwei Kirchen. Von daher war es nötig, den Kirchen Namen zu geben. So erhielt die Altendorfer Kirche den Namen "St.Pauli-Kirche" und die Stadtkirche Holzminden den Namen "Lutherkirche".
Die Lutherkirche wird sicher seit ihrer Gründung im 11. Jahrhundert mehrere Umbauten erlebt haben. Zeugnis davon gibt z. B. eine Steinplatte über dem Turmeingang:

Ut.Nova.Sint.Altae Structa.Haec.Fastigia.
Turris.Significa. Numeris.Litteria.Seul
Pta. Suis. 1595 B.Dietrich Smedes.Et. CurtBoitekamp. Coss

zu deutsch: dass der Helm des hohen Turmes neu gebaut ist, bezeichnet mit ihren Ziffern die eingemeißelte Zahl 1595. Bürgermeister Dietrich Smedes und Kurt Boitcamp, Ratsherr.
An den beiden südlichen Strebepfeilern ist die Jahreszahl 1577 zu lesen. In diesem Jahr bitten der Rat und die Gemeinde den Herzog von Braunschweig, ihnen eine Kollekte zum Wiederaufbau der Kirche zu bewilligen, da sie in einem solchen Zustand sei, dass sie “eingeworfen werden müsste. "

Die Kirche muss damals in so einem schlechten Zustand gewesen sein, dass sie nicht nur instandgesetzt, sondern völlig umgebaut wurde. Sie war ursprünglich als dreischiffige Basilika erbaut worden und wurde jetzt in eine zweischiffige Hallenkirche umgebaut, indem zwei Strebepfeiler in die Längsachse der Kirche gesetzt wurden.

Der Turm der Lutherkirche (insges. 63 Meter hoch) zeigt einige noch erhaltene Schiessscharten, die darauf schließen lassen, dass es sich wohl um einen Wehrturm gehandelt hat, der durch sein 1,60 Meter dickes Mauerwerk der Bevölkerung in unruhigen Zeiten als Zufluchtstätte dienen sollte. Die drei steinernen Kugeln, die in die Wand oberhalb des Turmportals eingelassen sind, ähneln Wurfgeschossen. Es wird vermutet, dass diese Ornamentik aus romanischer Zeit stammt. Für ihre Bedeutung im Mauerwerk gibt es keine Anhaltspunkte.

Der erste protestantische Gottesdienst wurde 1568 in der Kirche gehalten. Damit gelangte die Reformation nach Holzminden. Die Gegenreformation erreichte Holzminden nicht, so dass seit der Übernahme der Regierungsgewalt durch Herzog Julius in Braunschweig Holzminden eine evangelische Stadt ist.

Im Dreißigjährigen Krieg wird Holzminden durch die Kaiserlichen Truppen 1640 nieder gebrannt. Die Kirche bleibt bei diesem Brand stehen und verliert nur ihren Turmhelm, der 1659 wieder neu aufgesetzt wurde. Die Turmbekrönung zeigt das Holzmindener Stadtwappen als Wetterfahne mit der Jahreszahl 1659 mit einem gotischen Kreuz als Spitze: Kirche und Stadt noch ganz als Einheit gesehen. Allerdings waren am Turm immer wieder Beschädigungen aufgetreten, die beseitigt werden mussten.

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